On-Off-Beziehungen machen krank

Von Eric Hegmann

Frau alleine, denkt an ihn, er ist weit weg

Sind wir noch ein Paar? Sind wir wieder zusammen? Wollen wir es noch einmal miteinander versuchen? Die Chancen einer On-Off-Beziehung stehen leider nicht wirklich gut und eine Studie zeigt nun, dass das Hin und Her in der Liebe krank macht.

Inhaltsübersicht

Was ist eine On-Off-Beziehung?

Wenn sich ein Paar immer wieder trennt, um dann wieder zusammenzukommen, so nennen viele das eine On-Off-Beziehung. Der Grund hierfür können ungelöste Konflikte sein, die immer wieder zu einer Beziehungspause und zum Beziehungsaus führen. Oder keine klare Antwort auf die Frage: Gehen oder bleiben? Viele Betroffene sprechen von einer nahezu magnetischen Anziehung, die sie verspüren, die sich jedoch in Abstoßung verwandelt, sobald aus der Distanz wieder Nähe geworden ist. Es liegt daher nahe, dass neben ganz eindeutigen Beziehungsproblemen auch das individuelle Bindungssystem der Partner eine Rolle spielt, ob ein Paar sich auf eine On-Off-Beziehung einlässt.

US-Studie besagt: On-Off-Beziehungen machen psychisch krank

Die Ergebnisse einer aktuellen Studie entsprechen den Erfahrungen aus der Paartherapie. Die Autoren der Studie haben über 500 Paare beobachtet und befragt, die sich immer wieder trennten und wieder zusammen fanden. Verlustangst, Bindungsangst und Depressionen waren deutlich häufiger zu finden bei On-Off-Paaren als bei jenen Paaren, die nach einer Trennung bei ihrem Entschluss geblieben sind. Zusammengefasst leiden Partner mehr unter einer On-Off-Beziehung als unter einer Trennung. Denn wenn die Sicherheit einer gemeinsamen Zukunft wiederholt in Frage gestellt wird, fehlt irgendwann der Optimismus, der glückliche Paare zusammenhält und die Gewissheit, dass sich die Mühe lohnt immer wieder aufeinander zuzugehen.

Dabei muss man aber auch berücksichtigen, dass viele, die sich auf On-Off-Beziehungen überhaupt einlassen, bereits über Anlagen zu psychischen Problemen verfügen. Denn die meisten Menschen, die sich in einer stabilen Phase befinden, lassen sich erst gar nicht auf ein oder womöglich mehrere Liebes-Comebacks ein. Sie ahnen, dass sie ihren Liebeskummer nur verlängern würden.

On-Off-Beziehung: Wenn sich ein Paar immer wieder trennt, um dann wieder zusammenzukommen.

Jede Trennung verletzt den Selbstwert. Der Selbstwert ist der Dreh- und Angelpunkt unseres Bindungssystems. Wird der immer wieder verletzt, entwickeln Menschen Schutzstrategien, um solche Verletzungen in Zukunft zu vermeiden. Eine kann sein zu sagen: „Ich kann nie wieder vertrauen.“ Eine andere: „Ich mache alles für dich, damit du mich nie wieder verlässt.“ Solche Schutzstrategien sind jedoch fast immer kontraproduktiv und führen mittel- und langfristig zu Schaden am Bindungsverhalten. Und ohne Bindung werden Menschen krank.

Warum kannst du deine On-Off-Beziehung nicht loslassen?

Bei jeder Trennung ist der Wunsch nach einem Neuanfang mit dem Ex eine ganz normale Phase. Doch irgendwann sollte auf diese Phase die Erkenntnis folgen, dass ein Liebes-Comeback nur dazu führen wird, dass die alten Trennungsgründen auch die neuen sein werden und dass es gut sein wird, wenn die unglückliche Beziehung vorbei ist. Denn nur durch einen Abschluss wird der Weg frei für eine neuen, glückliche Beziehung – mit einem anderen Partner. Paare, die sich dauerhaft in einer On-Off-Beziehung quälen, schaffen es nicht über die “Ex zurück”-Phase, sie hängen in einer schmerzhaften Schleife von Hoffnung und Enttäuschung.

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Welche Anziehungskraft steckt hinter On-Off-Beziehungen?

Der Antrieb ist unser Bindungssystem. Und dieses wird bei nahezu allen Menschen aktiviert durch Rückzug des geliebten Partners. Sie wünschen sich dann zurück, was sie verloren haben. Je sicherer das Bindungsverhalten, umso weniger übermächtig ausgeprägt ist dieses Bedürfnis allerdings. Ihm nahezu ausgeliefert sind Menschen mit einem ängstlichen oder vermeidenden Bindungsverhalten, denn On-Off-Beziehungen unterstützen deren Forderungs- und Rückzugs-Dynamik.

Das kannst du dir etwa so vorstellen: Auf der einen Seite ist eine Person mit Verlustangst, die überzeugt ist, dass sie sich Liebe verdienen muss und deshalb ihre Bemühungen um den Partner nicht aufgeben will. Auf der anderen Seite ist eine Person, die ihre Selbstbestimmung keinesfalls aufgeben möchte. Der so genannte vermeidende Partner erlebt durch die Bemühungen des so genannten ängstlichen Partners Anerkennung und Zuneigung. Doch weil er Angst vor zu enger Bindung und Verlust seiner Autonomie hat, flüchtet er, sobald ihm der andere zu nahe kommt.

Tipps, wenn du im Teufelskreis von On-Off-Beziehungen steckst

  • Glaube nicht daran, dass sich du oder dein Partner in kurzer Zeit so verändern könnten, dass ein ernsthafter Trennungsgrund plötzlich verschwinden würde.
  • Prüft die Gründe für das Beziehungsaus und besprecht, ob diese nur temporär oder beständig sind, also ob eure Konflikte tatsächlich gelöst wurden – oder ob sie unlösbar sind.
  • Bei Trennungsgründen wie Gewalt, Drogen- und Alkoholkonsum ist unbedingt professionelle Hilfe anzuraten, da es in solchen Beziehung oft zu emotionalen Abhängigkeiten und Co-Abhängigkeiten kommen kann.
  • Damit etwas besser werden kann, musst du etwas verändern. Immer wieder dasselbe zu tun, stellt keine Veränderung dar.
  • Eine toxische Beziehung zu beenden, ist kein Versagen, sondern genau die richtige Entscheidung!

Muss ich mich ganz trennen, wenn wir einen Konflikt nicht lösen können?

Nein. Nach Studien des Gottman Institut sind durchschnittlich 69 % aller Paarkonflikte nicht lösbar durch einen Kompromiss, den beide Partner gleichermaßen befriedigend erleben. Zu viele solch unbefriedigend verhandelten Kompromisse führen langfristig zum Eindruck, dass der aktuelle Partner nicht der Richtige wäre. Denn in einer Beziehung mit ihm würde man ja “nie wirklich das bekommen, was man wolle”.

On-Off-Beziehungen machen krank, sagen aktuelle Studien.

Aber unlösbare Konflikte müssen gar nicht das Beziehungsaus bedeuten, wenn ihr einen Umgang mit ihnen findet, den ihr dauerhaft ertragen könnt. Oftmals hilft gegenseitiges Verständnis für die Haltung und Wahrnehmung des Partners. Dazu gehört, die Ursprünge dieser Überzeugungen präzise und wertfrei und ohne Vorwürfe auszutauschen. Dies gelingt vielen Paaren jedoch nur mit externer Unterstützung, beispielsweise im Verlauf einer Paartherapie. Warum? Weil die wahren Ursachen der Konflikte häufig noch gar nicht bewusst sind und erst freigelegt werden müssen. Das kann ein sehr befreiender Akt sein, vor allem wenn ein Paar gemeinsam erlebt, wie tief verborgene Überzeugungen auf Grund schmerzhafter Erfahrungen aus der Vergangenheit zu verletzenden Verhaltensweisen heute führen. Die meisten Verletzungen tun sich Partner an, weil sie sich mit ihren Verhaltensweisen vor früheren Verletzungen schützen wollen. Eifersucht beispielsweise soll vor Trennung und Verletzung bewahren – schafft aber als Schutzstrategie Distanz statt Nähe und dies führt dazu, dass die Partner Nähe und Bindung mit anderen Personen suchen. Ein solcher Teufelskreis kann aber durchbrochen werden mit professioneller Unterstützung.

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