Kann eine Beziehungs­pause unsere Beziehung retten?

Von Eric Hegmann

In einer Beziehungspause kann man sich – vorgeblich – Gedanken machen über die Partnerschaft

Kann euch eine Beziehungspause helfen? Wann bringt eine Beziehungspause nichts mehr? Wie stehen die Chancen für ein Liebes-Comeback? Die wichtigsten Regeln für eine Beziehungspause.

Inhaltsübersicht

Was ist eine Beziehungspause?

In einer Studie sagten 30 Prozent der Deutschen, dass sie bereits mindestens einmal eine Beziehungspause in ihrem Leben geführt haben, um über eine endgültige Trennung zu entscheiden. Der häufigste Auslöser für das Wechselspiel von Trennung und Versöhnung ist der Zweifel: 29 Prozent gaben an, dass sich mindestens einer der beiden Partner nicht mehr über die eigenen Emotionen im Klaren war und sich fragte: Soll ich gehen oder bleiben? Ein Viertel der Singles sagte, in der Partnerschaft nicht mehr glücklich gewesen zu sein und aus diesem Grund einen vorübergehenden Schlussstrich gezogen zu haben. Eine Außenbeziehung oder ein Seitensprung war für 12 Prozent der Grund, die Beziehung zeitweise ruhen zu lassen. Begeistert scheinen sie davon allerdings nicht und knapp drei Viertel würden deshalb auch keine Beziehungspause erneut eingehen wollen.

Kann euch eine Beziehungspause helfen?

Du fragst dich: Ist meine Beziehung am Ende? Für manche vermeintliche Trennungsgründe ist eine Beziehungspause durchaus eines von mehreren Mitteln, die den Partnern helfen können wieder zu sich selbst zu finden. Nimm einen Seitensprung oder eine Affäre: da will sich der Betrogene häufig zunächst klar werden, ob er überhaupt bereit ist dem Partner zu verzeihen und ihm wieder zu vertrauen. Distanz ist in diesem Fall also sogar anzuraten.

Sonst allerdings solltest du bedenken: eine verlorene Bindung lässt sich nicht durch mehr Distanz, sondern nur durch mehr Nähe überwinden. Es ist natürlich manchmal sehr schmerzhaft diese Nähe auszuhalten. Aber der Grund für die meisten Beziehungskrisen ist ja doch, dass die Partner auf – leider falsche – Art zeigen, dass sie den Verlust der Bindung fürchten und dass Sie Angst haben vor einer Trennung, wenn sie ihre Konflikte nicht bewältigen. Wer nach einem Streit beispielsweise tagelang schmollt, macht dies aus Ärger und Angst vor Verlust. Doch es ist wenig sinnvoll jetzt die Distanz zu vergrößern. Denn nur in der Nähe kann eine Auseinandersetzung mit diesen Ängsten passieren.

Beziehungspausen sind umstritten: drei Viertel würden eine Beziehungspause nicht erneut eingehen wollen.

Wann bringt eine Beziehungspause nichts mehr?

Jedes Paar hat eine realistische Chance, solange nicht ein Partner bereits innerlich die Beziehung aufgekündigt hat und beide noch Annäherung, Bindung und Lösungen suchen. Auch wenn die Partner in ihrer Beziehung beklagen, sie lebten nebeneinander her und kommunizierten ausschließlich abwertend miteinander, dann stehen die Chancen wirklich schlecht. Abwertung gilt als einer der vier “apokalyptischen Reiter der Paarkommunikation”. Und es ist statistisch sehr fraglich, dass dann nochmals eine vertrauensvolle, liebevolle und fürsorgliche Basis geschaffen werden kann. Deshalb gilt Abwertung auch als einer der vier apokalyptischen Reiter der Paarkommunikation. Ist er erst einmal am Horizont aufgetaucht, bleiben weniger als zehn Prozent der Paare zusammen.

Experten-Tipp für eure Beziehungspause

Wenn ihr eine Pause verhandeln möchtet, prüfe unbedingt, ob für dich oder deinen Partner die Beziehungspause nicht vielleicht nur ein Vorwand ist, um nicht die Beziehung beenden zu müssen. Möglicherweise hofft ja einer von euch insgeheim, dass eine Trennung in kleinen Schritten weniger schmerzhaft wäre.

Zögern Beziehungspausen nur das Ende einer Beziehung hinaus?

Dann aber solltet ihr euch lieber gleich trennen, denn so wird es nur ein Schrecken ohne Ende und das gefürchtete Ende mit Schrecken hinterlässt erheblich weniger Verletzungen – Verletzungen, die alle erst aufgearbeitet werden müssen vor einer neuen Beziehung. Natürlich denkt ihr in diesem Moment nicht bereits daran, aber wer eine schmerzhafte Trennung erlebt hat, benötigt manchmal Jahre länger, um wieder bereit zu sein für eine neue Liebe und wieder vertrauen zu können, als diejenigen, die so respektvoll wie irgendmöglich und als Freunde auseinander gegangen sind. On-Off-Beziehungen belasten die Partner körperlich und psychisch sehr stark und machen krank, manche Betroffenen werden depressiv oder leiden sogar unter Posttraumatischen Belastungsstörungen. Ein klares Ende hingegen ermöglicht immer auch einen Neuanfang, der ja auch eine Chance zur Verbesserung birgt. Ein Neubeginn ist aber unmöglich, solange du noch in der Vergangenheit gefangen bist.

Gibt es Regeln für Beziehungs­spausen?

Ihr solltet, wenn ihr euch für eine Beziehungspause entscheidet, die Regeln währenddessen sehr genau definieren. Keine Angst: hierbei sind alle Verhandlungen möglich und sollten es auch sein, denn manche Paare erkennen bereits zu diesem Zeitpunkt, ob es tatsächlich um eine Beziehungspause geht, die Raum für Klarheit und Reflexion schaffen soll – oder um einen Abschied auf Raten oder auch die Flucht vor der schmerzhaften Realität. Paare sollten deshalb mutig auch die heiklen Themen ansprechen:

  • Wie oft wollen wir während der Beziehungspause Kontakt haben? In welcher Form?
  • Wie sieht es mit Kontakten zu anderen Personen aus?
  • Haben wir in der Beziehungspause Dates mit anderen?
  • Haben wir Sex mit anderen?
  • Sind wir transparent bei Kontakten mit anderen?

Solche Fragen sprechen derart wichtige Werte an, dass bei ihrer Beantwortung häufig bereits deutlich wird, ob die Beziehung tatsächlich noch eine Chance hat. Deshalb mag es sinnvoll sein, die Verhandlung der Bedingungen der Pause mit externer Hilfe zu führen. Dann wird diese nämlich zur Beziehungsarbeit.

Wie lange sollte eine Beziehungspause sein?

Die Dauer einer Beziehungspause ist von den Trennungsgründen abhängig. Zu kurz sollte die Pause nicht sein, denn es ist illusorisch darauf zu hoffen, dass der Partner in wenigen Wochen sich und seine Verhaltensweisen vollständig verändern kann. Zu lang sollte sie allerdings auch nicht sein, denn es geht in Beziehungen ja um Nähe und Verbindung. Eine Pause schafft hingegen Distanz. Und eine dauerhafte Distanz führt oft dazu, dass die Partner ihr Bedürfnis nach Nähe anderswo befriedigen. Vier bis sechs Wochen ist möglicherweise ein Mittelwert, aber der muss individuell geprüft werden.

Zögern Beziehungspausen nur das Ende einer Beziehung hinaus?

In vielen Fällen ist eine Beziehungspause leider nur Aufschub des Unvermeidlichen. Denn die alten Trennungsgründe sind meist dann auch nach dem Neustart die neuen Trennungsgründe. Für die meisten Menschen ist Klarheit immer angenehmer als ununterbrochenes Grübeln. Denn genau dieses quälende Gedanken-Karussell wird in Beziehungspausen meist weitergehen. Und statistisch ist der Erfolg einer Beziehungspause wirklich nicht irrwitzig hoch, sondern leider sehr gering und das Scheitern ist wahrscheinlicher. Wenn ihr euch nicht sicher seid, ob ihr euch für eine Trennung entscheiden solltet: Der Weg zur Paarberatung oder Paartherapie ist in den meisten Fällen Erfolg versprechender. Denn meist habt ihr nur noch eine Chance für eure Liebe – und die solltet ihr so gut wie möglich nutzen. Sogar wenn aus der Paartherapie am Ende eine Trennungsbegleitung wird. Aber dann wisst ihr, woran ihr seid.

Gehen oder bleiben? – Woran erkennst du, ob deine Beziehung am Ende ist?

Wann ist eine Beziehung am Ende? Wann lässt sich die Liebe retten? Du zweifelst an deiner Partnerschaft und weißt nicht, ob du sie aufgeben sollst? Dieser mehrstufige Test misst deine Paar-Dynamik, eure Beziehungszufriedenheit und euer Entwicklungspotential. Eine seriöse Einschätzung deiner Beziehung auf Basis aktueller und erprobter Paarforschung.

Jetzt Online Test ansehen

 

Quellen: Umfrage Parship/Innofact 2019: Trennung auf Zeit: Mehr als jeder Vierte hat bereits eine On-Off-Beziehung geführt. John Gottman: Die 4 apokalyptischen Reiter der Paarkommunikation