Ist es meine Verlustangst oder ist mein Misstrauen berechtigt?

Von Eric Hegmann

Wann ist es Vorsicht, wann ist es Misstrauen? Stimmt etwas mit mir nicht? Oder ist es doch dein Verhalten? – Die Autorin unserer Liebesgeschichte erlebte eine schmerzhafte emotionale Achterbahnfahrt mit ihrem Partner.

Inhaltsübersicht

Unsere Geschichte beginnt eigentlich im Jahr 1999. Zumindest für mich. Wir trafen uns das erste Mal auf einem Konzert, und für mich war es Liebe auf den ersten Blick. Ich verließ damals meinen Freund für ihn. Wir hatten ein paar schöne Wochen, aber er war ein Hallodri, und ich schätzte meine Freiheit sehr. Es war Verliebtheit.

Über die Jahre sahen wir uns immer wieder, hatten ab und zu etwas miteinander, auch wenn er in Beziehungen war. Es ging um Sex. Dann fand er Anfang der 2000er Jahre seine vermeintlich große Liebe (was ihn nicht daran hinderte, fremdzugehen). Sie waren ewig zusammen, bis sie ihn im Sommer 2022 verließ. Im Herbst traf ich ihn wieder, er sah traurig aus, und mir ging es auch nicht gut. Wir nannten es unseren persönlichen Mariannengraben. Wir verbrachten viel Zeit miteinander, redeten stundenlang, einfach so. Ich wollte keinen Druck ausüben und unternahm nichts. Irgendwann saß er in meiner Küche und sagte, er wolle Sex mit mir. Ich schickte ihn weg und weinte. Warum konnte man nicht einfach nur befreundet sein? Muss es immer gleich um Sex gehen? Nun ja, es kam, wie es kommen musste.

Wenn es schon kompliziert beginnt …

Danach war alles anders. Ich war immer zurückhaltend, da meine letzte Beziehung ein Desaster war, und ich wollte nicht wieder so stark verletzt werden. Er jedoch war sehr begeistert. Wir fuhren zusammen nach Holland, um ein paar Tage am Meer zu verbringen, und konnten uns gut miteinander arrangieren. Weihnachten und Neujahr kamen, und es wurde intensiver, enger, schöner, liebevoller. Ich ließ mich etwas mehr fallen, aber ich traute dem Braten nicht ganz.

Er hatte alle seine Freundinnen bisher betrogen, und ich war schließlich Teil davon gewesen. Wie konnte ich also vertrauen? Er sagte, er sei nicht mehr derselbe. Ich sollte ihm vertrauen. Nun, Vertrauen kann man nicht einfordern, man muss es sich verdienen. Er gab sich Mühe und erwähnte das immer wieder, aber ich brauchte einfach Zeit. Wir waren viel unterwegs, in der Schweiz, in Österreich, in Italien. Wir machten Fahrradtouren, ich wurde zu Familienfeiern eingeladen, und seine Eltern mochten mich. Wir unternahmen Wanderungen und zeigten uns gegenseitig, wie schön die Welt sein kann, wenn man einen großartigen Partner hat. Wir waren beste Freunde und füreinander da. Alle unsere Freunde freuten sich, dass wir endlich zusammen waren, denn wir gehörten schon immer zusammen. Wir teilten die gleichen politischen Ansichten, ich wurde durch ihn vegan, und er kaufte sich durch mich sein erstes Paar Wanderschuhe und hatte überhaupt viele erste Male mit mir. Ich bin eine aktive Person und unternehme viel, während er eher ein Stubenhocker ist, dem sich nun die Welt eröffnete.

Endlich kann ich mich fallen lassen. Oder doch nicht?

Wir waren so dankbar füreinander. Meine noch immer vorhandene Verlustangst und mein mangelndes Vertrauen waren ein Problem für ihn, das wusste ich. Aber ich wusste auch, dass ich das in den Griff bekommen würde. Ich brauchte einfach meine Zeit. An einem Wochenende im Oktober war ich auf einem Yoga-Retreat, und dort wurde mir klar, dass ich jetzt bereit war. Bereit für Liebe.

Voller Enthusiasmus kehrte ich zurück und teilte meine Erkenntnis mit und wie glücklich ich darüber war, mich endlich öffnen zu können. Liebe. Ab da ging es bergab. Er machte ein paar Tage herum, provozierte einen Streit und sprach von einer Pause. Dann kam der Tag des Gesprächs, viel Reden, viel Weinen, aber dennoch: Wir wollen zusammen sein, denn irgendwie war es schon immer klar, dass wir zusammengehören. Erleichterung, Versöhnung, Liebesbekenntnisse. Wir gingen zusammen auf Geburtstage. Liebe.

Zwei Tage später kam ich abends zu ihm, und er sah betrübt aus. Auf mein Nachfragen sagte er, er wolle jetzt doch Schluss machen. Ich war völlig außer mir. Ich erhielt keine Gründe, nur Gestammel und eine „Entschuldigung“. Wut. Danach hatten wir immer wieder sporadischen Kontakt. Ich wollte ihn zurück, gab nicht auf. Wir kommunizierten, bis ich erfuhr, dass er bereits eine Woche nach der Trennung eine neue Person hatte. Ich war erneut wütend. Wir sprachen viel. Im Dezember ließ er sich auf ein Treffen ein. Wir sprachen, weinten und küssten uns, und wieder einmal erklärten wir, dass wir zusammen sein wollten, weil wir unser Schicksal seien, daran glaubten wir. Am nächsten Tag machte er „Schluss“ mit der anderen Person, rief mich danach an und beschuldigte mich, ihn unter Druck gesetzt zu haben. Er sei schließlich in die andere Person verliebt. Ich war fassungslos. Es folgte der Kontaktabbruch. Wut.

Wollen wir Freunde sein?

Ein paar Wochen später trafen wir uns wieder, gingen mit dem Hund spazieren, sprachen und die Vorwürfe blieben bestehen. Er meinte, er habe seine vorherige Beziehung vor mir nicht ausreichend verarbeitet. Okay, aber warum begann er dann so schnell etwas Neues? Dann sagte er, er habe sich schnell entliebt, und als er es mir gegenüber zugab, habe er es schon gar nicht mehr gefühlt. Wow. Dann sagte er, ich hätte nicht angemessen reagiert, als er Schluss gemacht habe. Ich hätte es einfach akzeptieren sollen. Wow. Dann sagte er, ich hätte ihm nicht vertraut, deshalb habe er Schluss gemacht. Wow. Wollen wir Freunde sein? Wie bitte? Freundschaft bedeutet Offenheit, Vertrauen, Wertschätzung. All das bekam ich nicht von ihm. Zum Abschied gab es einen Klaps auf den Arm. „Mach’s gut.“ Wow. Wut. Trauer. Verletzung. Mein Herz war gebrochen.

Letztendlich brachte er mich genau dorthin zurück, von wo er mich geholt hatte: zurück zum Misstrauen, zu meinen Ängsten, zur Wut. Ich war so schwer verletzt. In meinem Herzen steckte ein Speer, und ich fürchtete, wenn ich ihn herausziehen würde, würde ich verbluten. Also ließ ich ihn stecken. Aber bei jeder Bewegung spürte ich ihn. Wir leben in einer kleinen Stadt. Wir sehen uns immer wieder. Ich werde ihn immer lieben, aber ich werde nie wieder mit ihm sprechen. Liebe. Wut. Trauer. Verletzung. Mein Herz ist gebrochen.

Welchen Einfluss hat mein Bindungssystem auf meine Partnerwahl?

Die du willst, die wollen dich nicht und diejenigen, dich dich wollen, die interessieren dich nicht? Du gerätst immer an die Falschen und fürchtest, du bist beziehungsunfähig? In diesem Kurs lernst du endlich den geheimen Grund kennen: das Bindungssystem! Lerne mehr über dein individuelles Bindungsverhalten und warum es Beziehungsunfähigkeit nicht gibt. Warum bin ich Single? Bin ich beziehungsunfähig?

Love Story – Erzähl deine und eure Geschichte!

Beschreibt eure Erfolge und Konflikte, verratet, was euer Glück ausmacht oder warum es vielleicht nicht geklappt hat. Möglicherweise möchtet ihr einen Liebesbrief veröffentlichen, den ihr geschrieben, aber nie abgesendet habt. Fasst eure Emotionen in Worte, schreibt euch eure Gefühle von der Seele.