Warum dein Mindset für eine glückliche Beziehung verantwortlich ist

Von Eric Hegmann

Was unterscheidet die erfolgreichen Paare von den erfolglosen? Es ist Freundlichkeit, Respekt, Optimismus – und euer Mindset. Wie ihr neue, wegweisende Forschung auf dem Gebiet der Motivations-, Persönlichkeits- und Entwicklungspsychologie für eure Liebe nutzen könnt.

Inhaltsübersicht

Was macht eine glückliche Beziehung aus?

Tiefe Freundschaft, gegenseitiger Respekt, nicht zu wenig Leidenschaft und Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit … Das sind einige der Aspekte, die Langzeitpaare rückblickend als ihr Rezept fürs Beziehungsglück benennen. Manche sind für einige wichtiger als für andere – das ist auch okay, wichtig ist, dass es für das jeweilige Paar passt. Und damit zeigt sich: „Augen auf bei der Partnerwahl!“ Denn die passende Partnerwahl ist entscheidend, also ist mein Partner der Falsche oder der Richtige, um eine solche Beziehung führen zu können? Lässt er*sie sich darauf ein? Die wichtige Frage ist doch: Werden wir auch in zehn Jahren noch gerne zusammen sein wollen?

Eine glückliche Beziehung ist nicht das Ergebnis von 1 000 Fehlversuchen, sondern ein Ergebnis, für das es 1 000 Schritte gebraucht hat

Aber wie findet man das heraus? Einen neuen, interessanten Hinweis gibt die Forschung von Dr. Carol Dweck an der Stanford Universität. Und danach sollten wahrscheinlich wir den bekannten Fragenkatalog beim Kennenlernen über Job, über Hobbys und über Musik- und Filmgeschmack endlich einmotten und stattdessen starten mit: „Wofür wurdest du als Kind gelobt? Wofür haben deine früheren Partner dich in deinen Beziehungen gelobt?“ Denn diese Erfahrungen formen dein Mindset und wenn das passt, dann steht der glücklichen Beziehung, die ein Leben lang hält, kaum noch etwas im Wege.

Wie dein Mindset in deiner Kindheit geformt wird

Was ist das Mindset und was hat das mit einer glücklichen Beziehung zu tun? Die Motivationsforscherin Dr. Carol Dweck hat in ihrem Bestseller „Mindset“ die Ergebnisse ihrer Langzeitstudien zusammengefasst. Sie forscht seit 20 Jahren zur Frage, was lernstarke von lernschwachen Kindern unterscheidet, um herauszufinden, was Kinder motiviert, auch bei schwierigen Aufgaben durchzuhalten. Um zu beschreiben, worum es ihr geht, erzählt sie in Vorträgen wie in ihren sehenswerten TED Talks folgende Erfahrung:

Führe dein Mindset von „fixed“ zu „growth“ und schaffe so neue Potentiale

Ein Mädchen im Grundschulalter soll Aufgaben lösen. Dem Mädchen fallen die ersten sehr leicht. Sie erhält Lob: „Gut gemacht, du bist wirklich klug!“ Danach erhält das Mädchen eine deutliche schwereres Aufgabe. Entsprechend quält sie sich. Nun darf sie sich für die nächste Aufgabe entscheiden: „Möchtest du nun eine schwere oder eine leichte Aufgabe lösen?“ Das Mädchen entscheidet sich für die deutlich einfachere.

Das Ergebnis ist überraschend. Denn heißt es nicht, dass Erfolgserlebnisse dazu führen, dass der Selbstwert gestärkt wird und neue Herausforderungen dadurch gerne angenommen werden? Ganz und gar nicht. Es sind 90 % der für ihr Talent gelobten Kinder, die es sich danach leicht machen möchten. Warum? Um nach dem Lob keinesfalls zu scheitern.

Nicht Erfolg macht dich stark, behauptet Dr. Dweck. Es ist dein Mindset: lässt dies die Hoffnung zu, dass du mit den Herausforderungen wachsen wirst? Oder ist deine Angst zu groß, vielleicht doch kein „Talent“ zu haben, wenn du scheiterst?

Wird nämlich nicht ihr Talent gelobt, sondern ihre Anstrengung, dann entscheiden sich Kinder für die schwerere Aufgabe. „Super, du hast dir ja wirklich Mühe gegeben.“

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Mindset von Dr. Carol Dweck

Dweck unterscheidet in „Fixed Mindset“, (statisches Selbstbild), und „Growth Mindset“ (dynamisches Selbstbild). Jemand mit einem „Fixed Mindset“ ist überzeugt, dass derjenige gut in etwas ist, der „Talent“ hat: Man kann etwas – oder man kann es eben nicht. Dweck fand in ihren Studien heraus, dass Menschen mit „Fixed Mindset“ ihren Selbstwert daran messen, wie viele Talente sie haben und was ihnen leichtfällt. Diese Menschen wollen lieber keine Fehler machen und möglichst gut auf andere wirken, was denken die anderen über mich?‘ Fehlschläge verunsichern sie stark und als Schutzstrategie versuchen sie, diese zu vermeiden.

Dagegen sind Menschen mit einem „Growth Mindset“ überzeugt, dass sie sich weiterentwickeln und alles lernen können, wenn sie sich Mühe geben und motivieren. Sie fühlen sich erfolgreich, wenn sie sich durch die Bewältigung von etwas Schwierigem beweisen können. Läuft etwas schief, fragen sie sich, was sie nächstes Mal anders machen können.

Lob alleine kann nicht motivieren. Im Gegenteil: Falsches Lob demotiviert unter Umständen sogar – und vermittelt das falsche Selbstbild. Die wichtigste Grundregel lautet: aufrichtig loben. Was zu allgemein, womöglich übertrieben oder offensichtlich manipulativ ist, ist für die Motivation nutzlos und häufig sogar schädlich.

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Vermutlich hast du nicht nur ein einziges Mindset

Manche Menschen haben verschiedene Mindsets in verschiedenen Lebensbereichen. Es kann sehr gut sein, dass du in Beziehungen ein „Fixed Mindest“ pflegst, aber im Beruflichen ein „Growth Mindset“. Es gibt Situationen, in denen bist du ganz natürlich davon überzeugt, aus deinen Fehlern lernen zu können und eher Chancen als Begrenzungen siehst. Da traust du dir zu, das zu lernen, was dir noch fehlt. Und dann gibt es andere Situationen oder auch Beziehungen, in denen hast du ein eher fixes Bild von dir selbst und deinen Möglichkeiten.

Wer von seinen früheren Beziehungspartner immer wieder darauf hingewiesen wurde, dass „er einfach nicht kommunizieren kann“ oder „kein Talent für Sex“ hat, wird in der neuen Beziehung sich eben anders verhalten als wenn er gehört hat: „Du hast an dir gearbeitet und bist wirklich kommunikativer geworden“ oder „Toll, dass du so viele Sachen auszuprobieren bereit bist!“

Es ist wohl eindeutig, welche Beziehung sich positiver und optimistischer entwickeln wird: die mit Partnern mit „Fixed Mindset“ oder jene mit Partnern mit „Growth Mindset“. Jede Beziehung muss sich permanent auf Veränderungen von innen und von außen einstellen und die Partner darauf reagieren können. Sind die eingeschränkt in ihren Möglichkeiten, weil sie sich überfordert fühlen oder überzeugt sind, dafür hätten sie kein „Talent“, dann sind auch die Lösungswege reduziert und weniger Erfolg versprechend. „Ich kann eben nicht kommunizieren“ ist ebenso ein „Fixed Mindset“ wie „Ich kann eben nicht über Gefühle sprechen“.

Hast du in Beziehungen ein “Growth Mindset” oder “Fixed Mindset?”

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Wenn du in deiner Beziehung schwierige Situationen erlebst: Was denkst du dann eher?

Wenn du in deiner Beziehung etwas verändern willst: Welche Haltung hast du dann eher?

Du könntest etwas verbessern, was ist dein Gedanke?

Alle Paare erleben auch Rückschläge: Wie gehst du mit denen um?

Hast du in Beziehungen ein “Growth Mindset” oder “Fixed Mindset?”
Du hast eher ein Growth Mindset
Menschen mit einem Growth-Mindset: ... entwickeln sich in jedem Bereich weiter, der sie interessiert. Weil sie nämlich glauben, dass sie nur ordentlich üben und sich anstrengen müssen und dann jedes realistische Ziel erreichen können, was sie erreichen wollen. ... setzen ihre Lebensträume und Wünsche um, weil sie fest davon überzeugt sind, dass sie es selbst in der Hand haben, ob sie etwas erreichen können. ... haben einen entkrampften Umgang mit Fehlern und Misserfolgen (weil ein Misserfolg ja aufzeigt, wo man noch weiter wachsen kann). Ein Fehler sagt nur: „Du kannst es NOCH nicht.“ ... schreiben ihre Erfolgsaussichten NICHT ihrer Herkunft oder ihrem von der Natur gegebenen Talent zu. glauben daran, dass sie fast alles erreichen und lernen können, wenn sie sich durchbeißen, wenn sie üben, wenn sie sich nur genug anstrengen. Tipp: Gib diese Haltung deinem Partner weiter, ergänzt und unterstützt euch, wenn ihr doch mal etwas negativ seht!
Du hast eher ein Fixed Mindeset
Menschen mit einem Fixed Mindset: ... entwickeln sich oft nur in einem bestimmten Bereich weiter. Nämlich dort, wo sie ohnehin schon ganz gut sind und so wenig Fehler wie möglich machen werden. ... entwickeln sich so gut wie gar nicht weiter, wenn sie der Überzeugung sind, für nichts so richtig Talent zu haben und bleiben so hinter ihren Möglichkeiten zurück. ... setzen ihre Wünsche und Lebensträume meist nicht um, weil sie vor Herausforderungen zurückschrecken. ... haben zumeist große Angst, Fehler zu machen, weil Fehler einem Urteil gleichkommen: „Du kannst das nicht.“ ... haben das Gefühl, versagt zu haben, wenn sie Herausforderungen nicht auf Anhieb bewältigen. ... leben oft mit einem diffusen Gefühl der Bedrohung und der Angst, weil sie wissen, dass selbst ein scheinbar perfekt geordnetes Leben Herausforderungen an sie stellt. Vor denen fürchten sie sich dann. ... schreiben ihre Erfolgsaussichten ihrer Herkunft oder ihrem von der Natur gegebenen Talent zu. Tipp: Verinnerliche den Aspekt „NOCH nicht“, also mach dir bewusst, dass du auf einem Weg bist. Überfordere dich nicht, freue dich über kleine Schritte und gib nicht auf, wenn etwas nicht klappt. Es klappt NOCH nicht!

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Dein und euer Mindset in der Beziehung

Bei manchen Paaren lässt sich häufig beobachten, dass deren Dynamiken austauschbar sind. Da empört sich mal der eine Partner über etwas und der andere deeskaliert. Und beim nächsten Mal, wenn der zuvor ruhig gebliebene Partner explodiert, dann übernimmt den fürsorglichen Part der andere. So viel Flexibilität tut Paaren gut und ist auch machbar beim Mindset. Ist der eine „Fixed“, betont der andere das Potential von „Growth“ und umgekehrt. Die Partner müssen dazu allerdings wirklich aufeinander achten und sich gegenseitig unterstützen. Das bedarf durchaus Anstrengung.

Denn wir sehen nun einmal eher das Negative als das Positive

Warum? Weil dein Gehirn ununterbrochen Daten verarbeitet, um dich zu warnen und dich vor Gefahren zu schützen. Es ist kein Zufall, dass du erheblich mehr unangenehme Gefühle kennst als angenehme, denn deine Gefühlswelt ist auch eine Art Warnanlage. Damit diese nicht nur reagiert, wenn Schlechtes geschieht oder Böses droht, sondern auch wenn es Anlass zur Freude gibt, muss diese oftmals nachjustiert werden. Dankbarkeit ist ein solcher Schlüssel zur Kalibrierung. Wenn dein Partner etwas dir zuliebe macht oder sich Mühe gibt, um eure Beziehung zu verbessern, dann kannst du dich darüber nur freuen, wenn du dies bemerkst. Und genau hier setzen Achtsamkeitsübungen an, denn Achtsamkeit ist der Muskel, mit dem du Dankbarkeit trainieren kannst.

Wenn du also deinen Partner wirklich nachhaltig motivieren möchtest, dann sprich sein „Growth Mindset“ an. Also lobe ihn für seine Bemühung und seine Anstrengung. Wenn ihm etwas nicht gelingt, gib ihm das Gefühl, dass es ihm nur NOCH nicht gelungen ist – und nicht, dass er dafür einfach kein Talent hat. „Du kannst NOCH nicht über deine Gefühle sprechen!“

Wie du die Idee des Growth Mindset für dich und euch nutzen kannst:

  1. Fehler erkennen und akzeptieren

Vermeide es, Schwächen auszublenden. Dies kann dazu führen, dass du sie niemals überwindest.

  1. Ersetz das Wort „versagen“ durch das Wort „lernen“

Wenn du einen Fehler gemacht oder ein Ziel nicht erreicht hast, hast du immer etwas gelernt.

  1. Lass dir Zeit, zu lernen

Etwas „richtig“ zu lernen und zu verinnerlichen, dauert manchmal länger. Hab Geduld. Dir und deinem Partner gegenüber.

  1. Nimm Kritik als etwas Positives an

Wenn du Kritik nicht persönlich nimmst, wird sie konstruktiv.

  1. Verwende die Worte „noch nicht“

„Noch nicht“ ist der Weg zum Erfolg. So hast du immer das Gefühl, dass du dich mitten in einem Lernprozess befindest.

  1. Setze dir ein neues Ziel für jedes erreichte Ziel

Menschen mit einem Growth Mindset“ versuchen, ihr Wissen immer weiter zu stimulieren und zu erweitern.

1000 Modelle

Der Erfinder der Glühbirne, Thomas Alva Edison, hat der Legende nach 1000 Modelle gebaut, bis endlich die funktionstüchtige Glühbirne dabei war. „Die Glühbirne war keine Erfindung mit 1000 Fehlversuchen, sondern eine Erfindung, für die es 1000 Schritte gebraucht hat“, sagte er angeblich – und wurde damit zum Beispiel eines „Growth Mindset“, welches nicht das Scheitern sieht, sondern vielmehr den Weg zum Ziel.

Quellen: Dr. Carol Dweck: Selbstbild: Wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen bewirkt, 2017; Dr. Carol Dweck: Mindset – The New Pschology of Success, 2006

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