Keine Lust, mich nochmals zu verlieben

Von Modern Love School Redaktion

Warum sich eigentlich immer wieder neu verlieben? Unser anonymer Autor will nicht mehr. Dafür hat er aber einen ziemlich guten Grund.

Inhaltsübersicht

Ich war ein Limerenz-Junkie

Ich kenne Menschen, die lieben es, sich zu verlieben. Einige von ihnen würden sich wohl als Limerenz-Junkies outen – wüssten sie denn, was das ist. Diese wilde, alles andere negierende und vereinnahmende Verliebtheitsphase, wenn nur der begehrte Herzensmensch die qualvolle Sehnsucht zu stillen vermag, für die hat eine Wissenschaftlerin vor einiger Zeit den Begriff Limerenz gefunden. Denn es brauchte einen Namen für dieses Verlangen, das natürlich auch sexuell war, aber eben noch so viel mehr. Wenn man sich fühlt wie die eine Hälfte, die nach unendlicher Suche ihr passendes Gegenstück gefunden hat. Wenn Platons Kugelmensch endlich wieder vollständig ist. Wenn die Seelen sich berühren voller Neugierde und Erstaunen, welch Wunder sich als nächstes auftun wird. Wenn sich die Körper immer wieder neu entdecken und nicht genug voneinander bekommen können. Der erste Biss in eine Tafel Schokolade. Man möchte alles – und doch soll es nie zu Ende gehen.

Ganz groß verliebt

In meinem Leben war ich einige Male verliebt. Ganz groß, ganz tief, ganz schmerzhaft, ganz wundervoll. Alles auf einmal. Ich habe nach dem Date auf der Straße vor Freude gesungen, obwohl ich stimmlich eher an der Elster verortet bin. Ich konnte nicht schlafen, habe stundenlang auf Textnachrichten gewartet und geheult vor Schmerz, wenn es keine erlösende Antwort gab. Meine Emotionen sind Achterbahn gefahren: Ganz oben, freier Fall, im Kreis, langsam klettern und klettern, nur um wieder abzustürzen. Das fand ich super, denn ich war ein solcher Limerenz-Junkie. Verlieben war das Beste. Verlieben knallte richtig. Also Chinesisches Feuerwerk-richtig. Olympia-Eröffnungsfeier-richtig. Drei Tage Sommer-Rave. Katzen-Babys. Wenn es einfach perfekt ist und es nicht besser geht.

Drei Tafeln Schokolade satt

Das jedenfalls dachte ich. Mich hätte stutzig machen können, dass die Sehnsucht und das Begehren immer eben auch schmerzhaft blieben. Oder manchmal eine Sättigung eintrat wie nach drei Tafeln Schokolade. Nur in der Liebe kann es ein Zuviel geben, obwohl gar nichts da ist. Wenn der anfängliche Zauber ein Sturm ist, der alles wegfegt, dann ist da kein Material für ein gemeinsames Haus. Nur die Idee des Hauses. Wenn der Verstand im Rausch Kreise dreht, bleibt jede Urteilsfähigkeit orientierungslos.

Der Verstand dreht Kreise

Das jedenfalls dachte ich. Mich hätte stutzig machen können, dass die Sehnsucht und das Begehren immer eben auch schmerzhaft blieben. Oder manchmal eine Sättigung eintrat wie nach drei Tafeln Schokolade. Nur in der Liebe kann es ein Zuviel geben, obwohl gar nichts da ist. Wenn der anfängliche Zauber ein Sturm ist, der alles wegfegt, dann ist da kein Material für ein gemeinsames Haus. Nur die Idee des Hauses. Wenn der Verstand im Rausch Kreise dreht, bleibt jede Urteilsfähigkeit orientierungslos.

Entzugserscheinungen wegen Verliebtsein

Wenn ich nicht verliebt war, nicht im Rausch, dann war ich auf Entzug. Es tat weh, weil immer etwas fehlte. Niemand würde einem Alkoholiker raten, seine Entzugserscheinungen zu lindern, indem er die nächste Flasche aufmacht und nachschenkt. Als ich noch Limerenz-Junkie war, machte ich genau das. War die Flasche der Verliebtheit leer, wurde die nächste gesucht, online geordert und genossen. Der Rausch ist schön – gesund ist aber anders. Ich habe lange, lange Zeit Flaschen geöffnet. Bis ich damit aufgehört habe.

Und dann bin ich geblieben

Das war gar nicht so schwer. Ich bin einfach zum ersten Mal geblieben und habe abgewartet, was nun passiert. Bin nicht dem nächsten Kick nachgerannt. Habe mich gegen die Wiederholung entschieden und stattdessen auf die Fortsetzung gesetzt. Und ich wurde ganz und gar nicht enttäuscht. Gipfel erklimmen ist anstrengend. Dieses Mal blieb ich auf der Ebene. Und plötzlich konnte ich ganz weit in die Ferne blicken. Ich konnte genießen, was ich rechts und links zum ersten Mal wahrnahm. Der Druck fiel ab. Ohne Ziel bereitete der Weg auf einmal Freude. Anhaltend.

Liebe benötigt Geduld

Warum ich mich nie wieder verlieben möchte? Weil ich zugelassen habe, wie aus dem Rausch der Limerenz Liebe erwachsen konnte. Ich hatte zum ersten Mal Geduld. Mit mir. Mit meiner Sehnsucht. Mit meinem Schmerz. Dazu musste ich durch einen Entzug gehen, der mir einreden wollte, dass was ich hätte, nicht genug war. Dass ich nur glücklich würde mit dem nächsten Rausch. Ich musste verstehen, dass der Rausch niemals die Wahrheit sagt. Dass er seine Versprechungen niemals erfüllt.

Ich liebe jetzt

Das war ein Kampf. Den ich aber gewonnen habe, weil ich konsequent geblieben bin. Als ich endlich „Ja“ gesagt habe. Verliebtsein ist der Beginn. Ihm wohnt eine Menge Zauber inne. Aber Liebe ist andauernde Magie. Geborgenheit. Vertrautheit. Fallen lassen. Angekommen sein. Deshalb will ich mich nie wieder verlieben. Ich liebe jetzt nämlich.

Wie finde ich den richtigen Partner?

Unser Gastautor hat sich entschieden, etwas Neues zu probieren und hat aufgehört, alte Muster zu wiederholen. Der Onlinekurs „Wie finden ich den richtigen Partner?“ begleitet dich auf eine 5-wöchige Reise, auf der du neue Eindrücke und Erfahrungen über die Partnersuche gewinnen wirst.

Love Story – Erzähl deine und eure Geschichte!

Beschreibt eure Erfolge und Konflikte, verratet, was euer Glück ausmacht oder warum es vielleicht nicht geklappt hat. Möglicherweise möchtet ihr einen Liebesbrief veröffentlichen, den ihr geschrieben, aber nie abgesendet habt. Fasst eure Emotionen in Worte, schreibt euch eure Gefühle von der Seele.