Dating: Verlieben und Kennenlernen heute
Dating, Kennenlernen und Partnersuche war früher leichter? Warum – gefühlt – das Verlieben so schwer geworden ist und welche Strategien dazu führen, wirklich die große Liebe zu finden mit Online und Offline Dating.
Inhaltsübersicht
- Die Bedeutung von Dating
- Warum ist Dating so frustrierend geworden?
- Verlieben trotz bohrender Fragen
- Wann wurde aus der Zweckheirat die Liebesheirat?
- Quiz: Worauf kommt es bei der Partnersuche an?
- Geschichte des Online Dating
- Per Computer die große Liebe finden
- Warum bin ich Single? – Bin ich beziehungsunfähig?
- Zu viel Auswahl beim Dating
- Internet: Turbo für Kennenlernen, Dating und Verlieben
- Die Lust am Kennenlernen ist auch in der Krise ungebrochen
- Die Suche nach Sicherheit
- Was Online Dating verändert hat
- Schluss mit dem Frust bei der Partnersuche
- Wie finde ich den richtigen Partner? – Der Online-Kurs für Singles
Die Bedeutung von Dating
Unbeschwertes Dating, wie wir es heute kennen, gibt es erst seit dem 20. Jahrhundert. Denn Dating bedeutet eigentlich „Kennenlernen im öffentlichen Raum, um herauszufinden, ob man zusammen passt zwecks einer Ehe oder Beziehung“. Solche Treffen, umgangssprachlich auch im deutschen Sprachraum heute als „Dates“ bezeichnet, fanden lange zuvor statt nur unter Aufsicht (beispielsweise der Eltern). Die Polizei dachte anfangs, Dating sei eine Form der Prostitution, schreibt Moira Weigel in ihrem Buch „Labor of Love: The Invention of Dating“. Das änderte sich mit der Verbreitung des Autos. Nun konnten Paare endlich unbeobachtet sein, denn sie konnten irgendwohin fahren, wo sie ungestört und unbeobachtet waren. Das war die erste große Dating-Revolution. DIE Erfindung der Jahrtausendwende, das Smartphone, hat die Partnersuche erneut völlig verändert. Das Internet hatte Online Dating bereits eingeführt, Dating-Apps fügten nun Erreichbarkeit an jedem Ort und zu jeder Zeit hinzu, gepaart mit Bewegungs- und Ortungsdaten. Vor 20 Jahren weigerten sich Frauen, ihr Bild zu zeigen, um nicht im Schaufenster zu sitzen und bedürftig zu wirken, heute wird auf den Instagram-Account verwiesen mit Hunderten Fotos bei gleichzeitiger Standortfreigabe. Alles super also? Leider nein. Nicht ganz.
Warum ist Dating so frustrierend geworden?
Kennenlernen und Partnersuche macht vielen Singles immer weniger Spaß. Bei einer Befragung auf Instagram antworteten 4 von 5 Befragten, sie hätten die Freude am Daten verloren. Die Gründe: Ghosting (der plötzliche Kontaktabbruch), Benching (unverbindliches Hinhalten und auf die „lange Bank schieben“), Dick-Pics, Zurückweisungen … – überhaupt sei früher alles einfacher gewesen, wird oft geklagt. Aber war das wirklich so?
Was stört Singles bei der Partnersuche? Die Antworten sind vielfältig. Besonders häufig nennen Singles Unzuverlässigkeit und Unverbindlichkeit, dann Unehrlichkeit und schließlich Resignation, Das derzeit gängige Partnersucheprinzip scheint das Marketing und Selbstoptimierungszwang an die Stellen von Neugierde und Offenheit gesetzt zu haben. Spielerisch leichtes Kennenlernen? Fehlanzeige. Kein Optimismus mehr, der ausruft. “Das ist sie/er!” Stattdessen klagen Singles eher über Resignation: “Das wird wieder nichts.” Und wer mit dieser Haltung zu einem Date kommt, der erhält auch das, was er erwartet: nichts. Die sich selbst erfüllende Prophezeiung schlägt gerade beim Dating und beim Verlieben gnadenlos zu.
Aber das Internet trägt nicht die Schuld daran, dass Dating so ätzend geworden ist. Es sind nicht die Apps und nicht die Single-Börsen, es sind die Menschen, die sich leider ätzend verhalten. Es sind nicht die Anwendungen auf den Smartphones, die ghosten, es sind die Partnersuchenden.
Verlieben trotz bohrender Fragen
- „Macht uns das Internet die Liebe kaputt?“
- „Werden wir durch Dating-Apps oberflächlicher?“
- „Ist Online Dating ungesund für uns?“
- „Sind wir heute durch das Internet einsamer als früher?“
Ich fürchte, mit solchen Fragen wird ein Schuldiger an der falschen Stelle gesucht. Tatsächlich und fraglos hat sich die Partnersuche verändert in den letzten Jahrzehnten. Unsere Eltern haben sich ganz gewiss anders kennengelernt als die meisten Paare heute. Unsere Großeltern sowieso. Ich denke jedoch, wir dürfen die unschönen Verhaltensweisen von Ghosting bis Benching, denen wir heutzutage begegnen, nicht einfach auf ein unfassbares „Internet“ oder das allgemeine „Online Dating“ reduzieren. Wir müssen raus aus der Opferrolle und aufhören mit Schuldzuweisungen an Technik und Medium – sondern aktiv etwas an unserem eigenen Verhalten verändern.
Wann wurde aus der Zweckheirat die Liebesheirat?
Verändert hat sich unser Blick auf Beziehungen und dadurch auch die Partnerwahl. Wir glauben heute (vor allem in der westlichen Welt), dass Liebe der Grund einer Ehe sein sollte. Das ist neu, auch wenn wir uns das nicht vorstellen können. Aber bis vor weniger als 200 Jahren tat man sich als Paar in erster Linie zusammen, weil man sich Vorteile erhoffte und Sicherheit. Für die Erbfolge, für den Status, für das Alter, für die Familie. Frauen blieb lange Zeit keine andere Wahl, denn sie konnten nicht selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen. Vor weniger als 100 Jahren musste der Ehemann noch seiner Frau gestatten, ein Konto zu eröffnen, einen Beruf auszuüben, einen Führerschein zu machen. Hinzu kam: Männer und Frauen verbrachten ihr Leben in manchen Schichten nahezu getrennt, jeder unter seinesgleichen.
Romantische Liebe war bis vor kurzer Zeit zweitrangig, in vielen Milieus war Liebe sogar regelrecht verpönt, denn Liebe war das Sicherheitsrisiko einer Ehe. Aber heute soll die Liebe uns Sicherheit geben. Liebe kann alles, so heißt es, sogar Berge versetzen. Beziehungen gehen wir ein aus Liebe, nicht aus Notwendigkeit. Die Ehe früher war nicht zu vergleichen mit den unseren Beziehungen. Frauen und Männer hatten streng getrennte Leben. Das alles änderte sich erst mit der zunehmenden Gleichberechtigung der Frau. Erst als Frauen so gut gebildet waren wie Männer, kommt es zur Partnerwahl auf Augenhöhe.
Zu einer glücklichen Beziehung, einer Partnerschaft auf Augenhöhe, benötigen wir den passenden Partner. Mit dem wir außerdem Leidenschaft erleben können, ein Leben lang am besten. Wir treffen also auf eine einzige Person und wollen, dass sie uns all das gibt, was früher ein ganzes Dorf leistete. Wir wollen Alles mit Einem für Immer – den AMEFI-Partner, der bester Freund, leidenschaftlicher Liebhaber, Sparring-Partner, Sport-Begleiter, Vater oder Mutter unserer Kinder ist – alles gleichzeitig. Damit sind wir beim Problem der Partnerwahl. Denn wenn eine Auswahl so wichtig wird, dann fällt sie auch ganz besonders schwer. Sie macht Angst vor Fehlentscheidungen. Die Liebesheirat benötigt wohl die sorgfältigere Partnerwahl als die Vernunftehe.
Quiz: Worauf kommt es bei der Partnersuche an?
Selbstschutz bedeutet, sich nach einer enttäuschenden Beziehung nie wieder auf einen neuen Partner einzulassen
Ich gerate immer an beziehungsunfähige Menschen
Früher waren Beziehungen einfacher und besser
Alle Menschen sollten einen "Führerschein" für Beziehungen machen
Das Leben ist zu kurz für unglückliche Beziehungen
Share your Results:
Geschichte des Online Dating
Seit es Computer gibt, werden diese auch für die Partnersuche genutzt. Zunächst ging es Forschern in den 30er und 40er Jahren darum herauszufinden, was eine glückliche Ehe ausmacht. Denn die Scheidungen nahmen zu, man wollte gegensteuern. „Im Grunde gab es bereits in den 30er-Jahren ein großes wissenschaftliches Interesse an der Partnerwahl und an den Paarbeziehungen. In den USA haben da vor allem Soziologen und Psychologen die Grundsätze einer glücklichen, das hieß vor allem langhaltenden Ehe untersucht“, sagt Dr. Michael Homberg vom Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. Mit den Möglichkeiten von Computern wurden die Methoden weiterentwickelt. Schon nach dem Zweiten Weltkrieg erstellte der Soziologe Karl Miles Wallace Fragebögen und Persönlichkeitstests, die von einem Lochkartenleser ausgewertet wurden.
1967, die Sexuelle Revolution schüttelte gerade die Definition von Beziehung durch neue, offene Beziehungsmodelle gründlich durcheinander, startete das Magazin Twen eine erste Aktion in Deutschland, bei der Computer bestimmten, wer welchem Single empfohlen wurde. Die Fragebögen mit 105 Fragen von der politischen Einstellung über die akademische Bildung und konfessionelle Zugehörigkeit bis zu Alltagsritualen wurden per Computer ausgewertet. Entwickelt wurde die Aktion von SoziologInnen und PsychologInnen. Im Team war auch Hugo Schmale, der damals an der TU München arbeitete, und der später das wissenschaftliche System hinter der Partneragentur Parship erfand.
Per Computer die große Liebe finden
Aus Kontaktanzeigen in Zeitungen und Stadtmagazinen entstanden die ersten Online Portale, die letztlich nichts anderes waren als eben digitale Inserate, die differenzierter durchsucht werden konnten als zuvor die Annoncen. Plötzlich ließen sich Körpergröße, Alter, Ausbildung und sexuelle Vorlieben nicht mehr nur wünschen, die Suchenden konnten sogar alle ausblenden, die vermeintlich nicht passten.
Online Dating birgt die Chance, jenseits des eigenen Trampelpfades von Freundeskreis, Ausbildungsplatz, Beruf und Freizeit Menschen kennenzulernen, die man sonst niemals getroffen hätte. Gleichzeitig birgt Online Dating die Gefahr, genau deshalb viel versprechende Kontakte zu übersehen, die nur deshalb nicht zu passen scheinen, weil Menschen sich eher mehr Mühe geben, wenn etwas nicht funktioniert als etwas gänzlich Neues zu probieren. Das heißt: das Beuteschema wird meist nicht hinterfragt, sondern eher das eigene Erscheinen und Selbst immer weiter optimiert, in der Hoffnung so endlich den oder die überzeugen zu können, von der man überzeugt ist, sie oder er könnte einen glücklich machen. Die Folge ist, immer mehr Menschen suchen nach den obersten 3 Prozent der Prinzessinnen und Prinzen und erleben eine Zurückweisung nach der anderen. Und um selbst zu diesen 3 Prozent zu gehören – oder um (vermeintlich) mithalten zu können – wird so viel Energie in die Selbstoptimierung gesteckt, dass nur wenig Kraft übrig ist für die eigentliche Partnersuche. Online Dating birgt die Gefahr, sich selbst in der Suche zu verlieren.
Warum bin ich Single? – Bin ich beziehungsunfähig?
Die du willst, die wollen dich nicht und diejenigen, dich dich wollen, die interessieren dich nicht? Du gerätst immer an die Falschen und fürchtest, du bist beziehungsunfähig? In diesem Kurs lernst du endlich den Grund kennen: das Bindungssystem! Lerne mehr über dein individuelles Bindungsverhalten und warum es Beziehungsunfähigkeit nicht gibt.
Zu viel Auswahl beim Dating
Wer passt zu mir? Zu viel Auswahl verhindert eine Entscheidung. Hierzu wird häufig das gut untersuchte Beispiel des Kühlregals und der gewaltigen Auswahl an verschiedenen Joghurt-Sorten erwähnt. Das zeigt: Ist die Auswahl extrem groß, fällt die Entscheidung schwer – und die Wahl wird außerdem nachträglich immer wieder in Zweifel gezogen. Da ist natürlich etwas dran und für manche Menschen lässt sich dies gewiss übertragen. Dennoch ist ein Partner kein Joghurt und eine Beziehung befriedigt ganz andere Bedürfnisse.
Bei der Partnersuche geht es um den Wunsch nach Bindung und damit sind wir beim Bindungsverhalten. Das halte ich für den Auslöser der wachsenden Probleme bei der Partnerwahl, denn es geht nun um das Spannungsfeld von Bindungsangst und Verlustangst. Wir leben in einer Zeit, in der diese Ängste zunehmen und meiner Meinung nach hat das stark mit den vielen Beziehungserfahrungen zu tun, die wir heute im Leben machen. Als die Bindungstheorie entwickelt wurde, führten Menschen zwei bis drei Beziehungen im Leben: die erste, die prägendste mit den Eltern, dann mit dem Partner, dann vielleicht mit den Kindern, vielleicht auch einmal mit einem neuen Partner.
Heute haben wir lange Single-Phasen zwischen unseren Beziehungen, in denen wir aber auch kleine Beziehungen eingehen. Alle diese Beziehungen enden mit Trennungen und jede Trennung verletzt den Selbstwert. Gegen verletzten Selbstwert entwickeln Menschen Schutzstrategien, um diese Verletzungen zukünftig zu vermeiden. Diese Schutzstrategien unterscheiden sich nach den individuellen Glaubenssätzen. Wer überzeugt ist, nicht genug zu sein, dass man sich Liebe verdienen muss, der wird ein ängstliches Bindungsverhalten zeigen, sich also um Liebe bemühen, dem Partner immer wieder zeigen wollen, wie liebenswürdig man wäre. Wer jedoch überzeugt ist, dass nur die Kontrolle über sich selbst, also Autonomie und Selbstbestimmung, zu einem Ziel führt, zeigt ein vermeidendes Bindungsverhalten. Es stehen sich also Verlustangst und Bindungsangst gegenüber, doch deren Schutzstrategien sind die zwei Seiten der gleichen Medaille, nämlich den verletzten Selbstwert möglichst keinen weiteren Schmerz zuzufügen.
Internet: Turbo für Kennenlernen, Dating und Verlieben
Ist Dating eigentlich noch romantisch? Wie ForscherInnen und PhilosophInnen immer wieder betonen: Liebe heute ist kommerzialisiert. Die Sehnsucht an sich ebenso wie der Markt der Partnerwahl. Tinder beispielsweise belohnt die besonders attraktiven (die also häufig nach rechts gewischt und angeschrieben werden) derart, dass sie vorzugsweise jenen Mitgliedern vorgeschlagen werden, die sich auszeichnen durch positives Suchverhalten. Da wo die Regeln des Kapitalismus greifen, da folgt die Partnerwahl denselben Regeln. Eva Illouz hat sich dies in „Gefühle in Zeiten des Kapitalismus“ genauer angesehen und den Konflikt herausgestellt, dass die Phantasieproduktion beim Online Dating, angefeuert durch eine unendliche romantische Einbildungskraft, nur zu einer enttäuschenden Realität werden kann beim ersten Treffen. Gewiss trifft dies für viele Singles zu, doch nur auf jene, die nach den ersten dieser Erfahrungen bei ihrer Suchstrategie unverändert bleiben und nicht auf jene, die ihr Verhalten anpassen, bspw. indem sie auf ausdauerndes Texten oder mailen zugunsten eines „Realitäts-Checks“ von frühzeitigen Video-Treffen verzichten.
Die Corona-Pandemie hat das Suchverhalten von Singles binnen eines Jahres – zumindest temporär – verändert. Es war und ist sehr viel los bei Dating-Anbietern. Bei Parship, Tinder, Lovoo und bei ElitePartner beispielsweise haben sich signifikant mehr neue Mitglieder angemeldet als im Vorjahreszeitraum, auch wurden deutlich erkennbar mehr Nachrichten versendet, die Aktivität hat sich erhöht.
Die Lust am Kennenlernen ist auch in der Krise ungebrochen
Der Wunsch nach einer Verbindung ist ja einer der stärksten Antriebe des Menschen. Vermutlich ist es gerade in Krisenzeiten besonders wichtig, jemanden zu wissen, der einen wahrnimmt mit seinen Sorgen, der einem zur Seite stehen kann, der mit einem durchlebt, was alleine zu ertragen schwer erscheint; kurz: eine Beziehung zu führen.
Bei den Dates selbst scheinen die Gespräche tiefgründiger geworden zu sein. Meist beginnen ja Kontakte damit, dass man nach Gemeinsamkeiten sucht, nach gemeinsamen Interessen, denn viele Ähnlichkeiten machen ja sympathisch. Aber dies ist streng genommen nur Smalltalk. Und Smalltalk hilft nicht gegen Einsamkeit. Während Corona stiegen die Menschen gleich mit ihren Sorgen und Emotionen ein. Also: „Wie geht es dir in dieser Situation? Macht dir Corona Angst? Wie erträgst du die Isolation?“ Dadurch entstand gleich zu Beginn eine stärkere emotionale Verbindung und die sorgte für intensivere Gespräche.
Dates selbst haben sich ebenfalls verändert. Viele erste Treffen finden nun per Video-Dating statt. Fürs reale Treffen ist nicht länger das Café die erste Wahl, sondern der Spaziergang. Das tut dem Kennenlernen gut, denn in Bewegung und draußen ist ein Date authentischer und lockerer, man lauert nicht so gegenüber wie in einem Café. Die Gefahr, dass aus dem Date ein Vorstellungsgespräch oder eine Bewerbung wird, ist geringer geworden. Somit drohen auch weniger Enttäuschungen.
Die Suche nach Sicherheit
„Den Gedanken, dass modernen Beziehungen gefühlsmäßige Sicherheit abgeht, kann man auch so formulieren, dass sie stets am Rande der Enttäuschung operieren …“, so Eva Ilouz aus der Sicht der Soziologin. Als Paartherapeut möchte ich hinzufügen, dass gleichzeitig das Bedürfnis nach Sicherheit durch eine Partnerschaft immer größer wird. War Liebe früher Sicherheitsrisiko, soll Liebe heute Sicherheit geben. Der Partner, der zur Seite steht in allen Lebenslagen, die Beziehung als sicherer Hafen, von dem aus die bedrohliche Welt erkundet wird.
Dieses Sicherheitsbedürfnis haben die Anbieter von Partneragenturen verstanden und daraus ein Versprechen gemacht. Ein frühes Dating-Angebot nach der Jahrtausendwende hieß „Yes, no, maybe“. Jedem Single wurden Kandidaten vorgeschlagen, die er bewertet. Ja, vielleicht oder nein. Sagten beide Ja oder Vielleicht, wurde das angezeigt und die Matches konnten Kontakt aufnehmen. Der Anbieter setzte sich nicht durch, wohl weil mit Vielleicht doch ein Auswahlkriterium zu viel angeboten wurde. Aber das Prinzip setzte sich durch, denn wie wir wissen, Ja und Nein als Auswahlkriterien genügt für die aktuell erfolgreichste Dating-App Tinder völlig.
Das Versprechen der Anbieter ist nicht nur, den passenden Partner zu finden – den perfekten gibt es ja sowieso nicht – aber eben doch den besten. Und zwar möglichst ohne Frust, denn frustrierte Kunden zahlen nicht. Der Single soll sich sicher sein, dass es mit den Menschen, die ihm vorgeschlagen werden, auch funktionieren kann. Der Single soll sich außerdem möglichst sicher sein, nicht abgelehnt zu werden. Es geht vor allem und in erster Linie um das Gefühl von Sicherheit. Der Anbieter, der dies erfüllen kann, ist erfolgreich.
Was Online Dating verändert hat
Dem Bedürfnis nach Beziehungs- und Liebesglück gegenüber steht der Pragmatismus: Zwar werden wieder weniger Ehen geschieden, sie dauern länger und es wird auch wieder mehr geheiratet, aber dennoch scheitern gut ein Drittel. Allerdings ist die Zahl rückläufig seit der Jahrtausendwende – und vielleicht zeigt sich hier tatsächlich ein positiver Effekt der Partnersuche Online.
Gleichzeitig ist der negative Effekt natürlich nicht zu vernachlässigen. Der führt dazu, dass sich viele Paare nicht trennen, weil sie unglücklich sind, sondern weil sie vermuten, mit einem anderen Partner glücklicher werden zu können – vor allem, wenn der nur einen Wisch entfernt zu sein scheint. Abfällig als Lebensabschnittsgefährte bezeichnet, wird ein Partner oft Übergangskandidat bis zum nächsten. Serielle Monogamie nennt sich dieses Phänomen, wenn viele Menschen lange, monogame Beziehungen beenden, um die nächste zu beginnen. Das ist keine Wahllosigkeit, eher eine Mercedes-Mentalität: Das Beste, nicht das Zweitbeste, wollen wir.
Doch warum geben sich viele nicht mit dem Zweitbesten zufrieden? Ganz gewiss auch, weil wir beeinflusst werden von Büchern, Filmen und Serien, von Bildern aus Social Media wie Instagram und Versprechungen von Dating-Apps. Dieses Phänomen nenne ich „Disneyfizierung der Liebe“. Eine Flucht in Traumwelten, ausgelöst durch den Wunsch nach einer Sicherheit, die ausgerechnet die Liebe geben soll. Und je unsicherer uns die Welt um uns herum erscheint, umso wichtiger wird die Geborgenheit und Nähe, die in einer Partnerschaft erhofft wird. Und weil dieses Bedürfnis so groß ist, ist die Angst so groß, sich falsch zu entscheiden. Skepsis und Pessimismus erwachsen aus schmerzhaften Erfahrungen und so verständlich sie sind, so hinderlich sind sie auch. Sie gedeihen eben durch die Furcht vor erneuter Zurückweisung, vor erneuter Trennung.
Schluss mit dem Frust bei der Partnersuche
Mit jeder Zurückweisung und Enttäuschung entwickeln sich zwangsläufig Überzeugungen wie: “Das wird wieder nichts”, “Mit dem stimmt doch etwas nicht”, “In drei Monaten ist das sowieso wieder vorbei.” Damit eine Beziehung die Kennenlernphase der ersten Monate überstehen kann, braucht es jedoch die Überzeugung, dass eine neue Partnerschaft möglich ist. Wer daran nicht glaubt, wirkt einerseits nicht anziehend, denn Pessimisten küsst niemand gerne, und andererseits sorgt er für die sich selbst erfüllende Prophezeiung, und dann wird daraus auch sicher nichts. Um zu verhindern, dass man erneut enttäuscht und verletzt wird, nimmt man nun Schutzstrategien an. Manche Singles werden überkritisch, sie suchen geradezu nach Fehlern oder Anzeichen, dass man nicht zusammenpasst, um sich lieber früh zurückziehen zu können, bevor die Liebe zu groß geworden ist, dass die Trennung zu schmerzhaft wird. Jeder bevorzugt andere Schutzstrategien, allen aber ist gemeinsam, dass sie wahre Bindung verhindern, weil sie von der Angst geprägt sind, verletzt zu werden.
Diese Angst zu überwinden ist die eigentliche Kunst der Partnersuche und die große Herausforderung. Es braucht Mut und Vertrauen. Nicht nur gegenüber anderen, auch gegenüber sich selbst. Es heißt, man müsse sich nur selbst genug lieben, dann würde das schon alles glatt gehen. Aber wie soll man sich lieben, wenn man permanent denkt: „Was stimmt nicht mit mir, dass ich keinen Partner finde?“ Nach meiner Erfahrung wäre es schon ein gewaltiger Fortschritt für viele, mit sich selbst befreundet zu sein, die eigenen Schwächen und Fehler annehmen zu können und zu erkennen, dass diese immer auch Stärken sein können – vielleicht auch nur in anderen Situationen. Am Ende entscheidet der Selbstwert über den Erfolg in der Liebe. Sowie Mut und Vertrauen. Mut, sich immer wieder einer möglichen Zurückweisung zu stellen und dennoch offen, neugierig und optimistisch auf neue Kontakte zuzugehen. Und das Vertrauen vor allem in sich selbst, dass du auch bei einer Enttäuschung nicht verzweifelst und aufgeben wirst, weil du weißt, dass du liebenswert und liebenswürdig bist und dass du nicht zerbrechen wirst an einer erneuten Verletzung.
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass diejenigen Singles, die online erfolgreich sind, dies auch offline sind. Es ist keine Frage des Mediums, sondern eine Frage der Haltung, ob die Partnersuche gelingt.
Wie finde ich den richtigen Partner? – Der Online-Kurs für Singles
Überwinde Enttäuschungen, verändere dein Mindset! Lass dich finden und sei attraktiv für Partner, die wirklich zu dir passen.
Der 5-Wochen-Kurs, der deine Partnersuche verändern und endlich erfolgreich machen kann.
Quellen
Moira Weigel: Dating – Eine Kulturgeschichte, btb 2018
Eva Illouz: Warum Liebe wehtut, Suhrkamp 2011
Dörte Hinrichs: Algorithmen der Liebe, DLF 2020
Stan Tatkin: Wired for Dating – How Understanding Neurobiology and Attachment Style Can help You Find Your Ideal Mate, New Harbinger Publications 2016
Eli Finkel: The All or Nothing Marriage, Dutton 2017
Eric Hegmann: Die Disneyfizierung der Liebe
TedxTalk: Disneyfication of Love