Broken Heart Syndrom: Wenn der Trennungsschmerz unerträglich ist

Von Eric Hegmann

Seit Anfang der 1990er Jahre gibt es das Krankheitsbild „Gebrochenes-Herz-Syndrom“

Tipps gegen Trennungsschmerz: Broken Heart Syndrom. Trennungen schmerzen. Und nicht verkraftet können sie sogar die Gesundheit gefährden und zum Broken Heart Syndrom führen. Das Gegenmittel: den Trennungsschmerz und die Trennungsphasen überwinden und das Positive einer Trennung erkennen.

Inhaltsübersicht

Was ist das Broken Heart Syndrom?

Seit Anfang der 1990er Jahre ist das sogenannte „Broken-Heart-Syndrom“ („Gebrochenes-Herz-Syndrom“) als Krankheitsbild bekannt und beschrieben. Festgestellt wurde das Syndrom zunächst vor allem bei älteren Frauen, deren Männer verstorben waren. Das Broken Heart Syndrom zeigt sich wie ein Herzinfarkt: Schmerzen in der Brust, Luftnot, erhöhte Herzenzymwerte im Blut und Veränderungen der Herzstromkurve im EKG. Auslöser sind starke seelische Belastungen wie Trennungsschmerz, Trauer oder Liebeskummer. Lange Zeit belächelt, wissen Kardiologen heute, dass Trennungsschmerzen durch den Tod eines Angehörigen oder Liebeskummer, akute Herzerkrankungen auslösen können. Das Broken-Heart-Syndrom (oder: Tako-Tsubo-Kardiomyopathie[1]) ist eine plötzlich auftretende Herzmuskelerkrankung, die durch großen emotionalen Stress ausgelöst wird. Sie heilt bei den meisten Patienten nach einigen Wochen wieder vollständig aus.

Der Trennungsschmerz hat viele Gründe

Trennung evolutionär gesehen

Wer vor vielen tausend Jahren von seiner Gruppe alleine in der Steppe zurückgelassen wurde, starb, denn ohne Unterstützung war Überleben nicht möglich. Auch als Baby können wir alleine nicht bestehen. Deshalb ist unser Wunsch nach Bindung und Liebe so groß. Und deshalb sorgen zahlreiche Botenstoffe und Hormone dafür, dass du dich wohl und geborgen fühlst in der Nähe der Menschen, die dir wichtig sind. Sind die plötzlich weg, erlebst du körperliche und seelische Entzugserscheinungen. Dein Körper reagiert auch heute noch mit Schock und Panik auf eine Trennung. Was mit dir passiert, was du fühlst, ist also – ganz vereinfacht ausgedrückt – ein uraltes, evolutionäres Programm.

Dein Bindungssystem und der Trennungsschmerz

Unser Bindungsverhalten wird in früher Kindheit geprägt. Die Bindungstheorie von John Bowlby besagt, dass – weil Babys ohne Eltern oder Bezugspersonen, die sich um sie kümmern, nicht lebensfähig sind, – die Art, wie wir Zuwendung in den ersten Lebensjahren erfahren, unser späteres Bedürfnis nach Nähe und Distanz in unseren Beziehungen prägt. Wenn du grundsätzlich ein eher verlustängstlicher Typ bist, wirst du stärker und länger unter Trennungsschmerz leiden als jemand, der sowieso der Meinung ist, seine Autonomie und Selbstbestimmung seien die wichtigsten Werte in seinem Leben. Auch wenn du hochsensibel bist, haut dich Trennungsschmerz stärker aus der Bahn – und um.

Trennungsgründe beeinflussen den Liebeskummer

Wenn du genau weißt, warum die Beziehung zu Ende gegangen ist, macht dies bereits den Trennungsschmerz erträglicher. Ganz schlimm wird er dagegen ausfallen, wenn dein Partner dich womöglich wortlos und ohne Erklärung verlassen hat. Denn das menschliche Gehirn mag keine offenen Fragen und arbeitet im Hintergrund ununterbrochen daran, Antworten zu finden. So wirst du immer wieder an den Schmerz erinnert, weil sozusagen im Hintergrund die ganze Zeit ein Programm arbeitet, das Ressourcen frisst –  Energie, die du aber zur Heilung benötigst.

Warum Liebeskummer überwinden so wichtig ist

Jede Trennung hinterlässt Verletzungen[2]. Und je mehr Beziehungen wir führen, desto mehr Trennungen werden es. Manche Menschen zwischen 30 und 40 haben bereits häufiger Trennungsschmerz erlebt als ihre Eltern und Großeltern zusammen. Alle Menschen lernen ein Leben lang aus ihren Erfahrungen. Wenn du einen Fehler machst, dann willst du diesen – zumindest in den allermeisten Fällen – nicht noch einmal erleben. Wenn du verletzt wurdest, dann willst die eine erneute Verletzung vermeiden. Hierzu entwickelst du Schutzstrategien, also Verhaltensweisen, die verhindern sollen, dass du dich erneut so schlecht fühlen musst. Viele dieser Schutzstrategien sind aber echte Beziehungsverhinderer. Unbewusst sabotieren sie deine Partnersuche oder nächste Beziehung. Nicht mehr vertrauen zu können oder starke Eifersucht können solche Spätfolgen von Trennungsschmerz sein.

Sofortmaßnahmen gegen das Broken Heart Syndrom

Du hast gerade eine Trennung hinter dir? Dann achte auf die folgenden Punkte und befolge diese Tipps, um dich und dein gebrochenes Herz zu schützen:

Broken Heart Syndrom: Trennungsschmerz kann gefährlich sein

Sport und Bewegung

Geh mal wieder joggen. Frische Luft und Bewegung tun ohnehin gut. Nach einer Trennung befreit dich Ausdauersport von schmerzhaften Gedanken – in der richtigen Intensität. Achte unbedingt darauf, dass du im aeroben Bereich trainierst, also unter Sauerstoffverbrauch. Also nur so schnell, dass du dich dabei noch gut unterhalten kannst. Dann weiten sich die Widerstandsgefäße in der Muskulatur, auch die im Herzen. Außerdem werden beim Laufen die Botenstoffe und Hormone, die für die gedrückte Stimmung und den Trennungsschmerz verantwortlich sind, schneller verstoffwechselt und von den, die beim Laufen freigesetzt werden, vertrieben. Und die hellen auf und sorgen für ein gutes Gefühl.

Stress durch nächtelanges Grübeln

Wenn du nachts wach liegst und aus dem Gedankenkarussell keinen Ausweg findest: versuche Entspannungsmethoden gegen den Stress. Manchen Menschen helfen Autogenes Training, Yoga- und Entspannungsübungen. Oder eine Atemtherapie in Verbindung mit einer Progressiven Muskelrelaxation. Alle diese Methoden wirken neurobiologisch entspannend.

Gesunde und bewusste Ernährung

Das Broken-Heart-Syndrom geht und kommt nicht wegen deiner Ernährung. Aber Trennungsschmerz lässt sich durch bewusste und gesunde Ernährung ein wenig leichter ertragen. Du benötigst in stressigen Zeiten Nervennahrung (Fisch, Soja, Walnüsse), Aufheller (Ananas und ja, Schokolade) und Glücklichmacher (Chili, Avocado). Dass Alkohol jämmerlich und Nikotin schlapp macht, ist klar. Keinesfalls solltest du also allein den Rotwein leeren und den Aschenbecher füllen!

Pause von sozialen Netzwerken

Nicht nur, weil du vielleicht Bilder oder Kommentare versenden würdest, die du bereuen würdest. (Aber auch.) Es geht darum, die Gedanken weg vom Ex-Partner zu lenken. Studien belegen, dass Liebeskummer durch Facebook bis zu doppelt so lange dauert[3]. Weil jedes Mal, wenn du dich an den früheren Lebenspartner erinnerst, dein Körper echte, spürbare Entzugserscheinungen entwickelt. Das ist so, als würdest du in einer verrauchten Eckkneipe mit Alkohol und Zigaretten aufhören wollen. Fotos von glücklichen Tagen gehören aus diesem Grund – zumindest zeitweise – ebenso aus dem Blickfeld.

 

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Quellenverzeichnis:

[1] Stress-Kardiomyopathie
[2] Warum Verlustangst und Bindungsangst zunehmen
[3] Trennung 2.0 – Deutschland im virtuellen Liebeskummer